Vernetzte Visionen in der „Bandung Ära“: Panafrikanismus und Afro-Asianismus zwischen nationaler Befreiung, regionaler Entwicklung und internationaler Transformation Lisa Hoppel

14.01.2021

Das Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte lädt zu folgendem Vortrag im Rahmen des Kolloquiums:

Vernetzte Visionen in der „Bandung Ära“: Panafrikanismus und Afro-Asianismus zwischen nationaler Befreiung, regionaler Entwicklung und internationaler Transformation Lisa Hoppel

Kommentar: Immanuel Harisch

Zeit: Mittwoch, 20. 1. 2021, 9:00 - 10:00 Uhr 


Link zur Veranstaltung: eu.bbcollab.com/guest/e7342c49e4544069a2da7f00acabe3a5

Ab den 1950er Jahren verdichtete sich die Vernetzung antikolonialer und antiimperialistischer AktivistInnen mit der Etablierung trans- und internationaler (Aus-)Handlungsräume im Globalen Süden. Während die Afro-Asiatische Konferenz von Bandung 1955 die prominenteste Manifestation der zunehmend institutionalisierten Süd-Süd-Beziehungen darstellte, interagierten auch zahlreiche nichtstaatliche AkteurInnen vor und nach der Bandung-Konferenz über territoriale, sprachliche und ideologische Grenzen hinweg. An der Schnittstelle von Kaltem Krieg, Dekolonisierungs- und Entwicklungsbestrebungen ließen neue Plattformen des Austausches kritische Ideen und Praktiken zirkulieren, um (neo-)koloniale Abhängigkeit und globale Ungleichheit zu überwinden.

Im Rahmen Afro-Asiatischer Netzwerke wurden neue Konzepte von Raum, Identität, Kultur und Gesellschaft formuliert und erprobt, welche die dominanten Wahrnehmungen von Nation, Staatlichkeit und internationaler Ordnung herausforderten. Als Triebkraft antikolonialer Befreiung in Afrika brachte auch der Panafrikanismus politische Alternativen hervor. Die Bestrebung nach einer kontinentalen Einheit Afrikas ließ politische Projekte entstehen, die über die Etablierung einzelner Nationalstaaten hinausgingen. Begleitet wurden sie oftmals von alternativen Entwicklungsmodellen, die auf unterschiedlichen Vorstellungen von „Self-Reliance“, „Afrikanischem Sozialismus“ und regionaler Integration basierten. Die panafrikanischen Ordnungsvorstellungen richteten sich gegen (neo-)koloniale und imperialistische Interventionen und waren somit intrinsisch mit dem „Dritte Welt“-Internationalismus verknüpft, der eine grundlegende Transformation des internationalen Systems forderte.

Der Vortrag skizziert, wie panafrikanische Konzepte von Unabhängigkeit, Gesellschaft und Entwicklung der 1950er und 1960er Jahren durch die Linse Afro-Asiatischer Netzwerke untersucht werden können. Dabei wird aufgezeigt, wie die Afro-Asiatische Solidaritätsbewegung und die antikoloniale panafrikanische Bewegung miteinander verflochten waren. Anhand konkreter AkteurInnen, ihrer Handlungen und Überlegungen wird zudem veranschaulicht, wie alternative, teils überlappende, teils konkurrierende Visionen, Diskurse und Praktiken in der sogenannten „Bandung Ära“ zeitgleich vorherrschten.

 

 

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

 

 

Dr. Therese Garstenauer

Senior Research Fellow (FWF – Elise Richter Programm)

Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Universität Wien

 

Universitätsring 1, A-1010 Wien

+43 1 4277 41363