Stellungnahme zur Ringvorlesung "Corona als transdisziplinäre Herausforderung"

15.12.2021

Stellungnahme vom 15.12.2021 des Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte zur Corona-Ringvorlesung

Im Wintersemester 2021/22 findet an der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien eine von Wissenschaftler*innen mehrerer Universitäten gestaltete Ringvorlesung zum Thema "Corona - Eine transdisziplinäre Herausforderung" statt. Das Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte nimmt diese Veranstaltung zum Anlass festzuhalten, dass die Freiheit der Lehre ein hohes Gut darstellt. An universitäre Veranstaltungen muss der Anspruch gestellt werden, Einseitigkeit und Parteilichkeit in ihren Inhalten zu vermeiden und den aktuellen wissenschaftlichen Diskussionsstand abzubilden. Dies ist umso mehr geboten, wenn das Ringen um belastbare Daten und empirisch abgesicherte Maßnahmen so viel politische Sprengkraft und gesellschaftliches Spaltungspotential bietet wie die gegenwärtige Krise durch COVID-19. In dieser Situation für die Geschichtlichkeit von Wissensbildung und Wissenschaft zu sensibilisieren, die Kompetenz zur kritischen Lektüre und Prüfung statistischer Daten zu schärfen und durch das Denken von Alternativen die Kritikfähigkeit gegenüber aktuellen Entscheidungen und Diskursen zu stärken, ist eine wichtige Aufgabe universitärer Lehre.

Nach ausführlicher Diskussion sind wir mehrheitlich zu dem Schluss gekommen, dass die angesprochene Ringvorlesung diesen Ansprüchen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gerecht wird. Die in der Vorlesung geübte einseitige Kritik an "Schulmedizin", Wissenschaft und Medien trägt aus unserer Sicht zur weiteren Polarisierung der Gesellschaft bei und dient der beschwichtigenden Umbewertung der pandemischen Situation in Österreich.

Das Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte möchte deshalb dazu ermutigen, die gesellschaftliche Verantwortung von Universitäten ernst zu nehmen und die gemeinsamen Anstrengungen zur transdisziplinären Verständigung über Charakter, Umgang und Folgen von COVID-19 in Forschung und Lehre zu verstärken. Den an der Vorlesung teilnehmenden Studierenden empfehlen wir, sich über die Inhalte der Vorlesung hinaus zu den verschiedenen Themengebieten zu informieren und das globale Pandemiegeschehen weiterhin ernst zu nehmen.


Stellungnahme des Instituts für Geschichte

Stellungnahme der Studienrichtungsvertretung Geschichte