Zoom-Link: https://univienna.zoom.us/j/64147884198?pwd=i3H6mmou1zg5hdSddyM3WqGCuKKbdP.1 Meeting-ID: 641 4788 4198 | Kenncode: 896354
Kurzvortrag mit anschließender Diskussion!
Ein Gespenst geht um in den Sozialwissenschaften. Es ist den Erdsystemwissenschaften entsprungen, nennt sich Anthropozän und behauptet von sich, ein neuartiges Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu repräsentieren. Die Menschheit sei zu einer geologischen Macht geworden, die das Erdsystem irreversibel in neue Bahnen lenkt; die Belastungsgrenzen des Planeten seien vielfach bereits überschritten und es stehe nichts weniger als die Bewohnbarkeit der Erde auf dem Spiel. Die humanistische Unterscheidung von Erd-, Natur- und Menschengeschichte ist in Auflösung begriffen. Die Naturwissenschaften historisieren die Natur und das Erdsystem und entwerfen dadurch auch ein neues Bild der menschlichen Geschichte und der Weltzeit. Ganz unterschiedliche Zeitskalen werden auf neue Weise miteinander verknüpft. Dadurch erscheint auch die Vergangenheit, wie wir sie bisher im Blick hatten, in neuem Licht. Welche historischen Prozesse haben uns in diese Situation gebracht, wann und wodurch hat diese Entwicklung begonnen und wer oder was ist dafür verantwortlich zu machen? Die industrielle Zivilisation und Technologie; der Kapitalismus; das moderne Weltsystem; das naturalistische Weltbild, das Natur und Kultur trennt; oder gar die Spezies Mensch als solche? Die Debatte darüber, was dies für historisches Verstehen bedeutet und wie in dieser Situation eine zeitgemäße Weise, Geschichte zu schreiben, aussehen könnte, ist in vollem Gang. Wir sollten uns darauf einstellen.
Gesamtprogramm WiSe 2024/25 (pdf)
28.10.2024