Ringvorlesung "Pandemien in historischer Perspektive"

21.02.2022

Die Ringvorlesung widmet sich dem gesellschaftlichen Umgang und den sozialen Folgen von Pandemien in der Vergangenheit.

jeweils Donnerstag, 16.45-18.15 Uhr (Start: 3. März 2022)

Ort: Hörsaal 33 (Hauptgebäude, 1. Stock, Stiege 7) und hybrid

Organisation: Erich Landsteiner, Mario Keller, Christina Janine Maegraith, Juliane Schiel

„Vergangenes historisch zu artikulieren heißt […],
sich einer Erinnerung bemächtigen,
wie sie im Augenblick einer Gefahr aufblitzt.“

(W. Benjamin, Über den Begriff der Geschichte, These VI) 


Die COVID-19-Pandemie hat schmerzhaft in Erinnerung gerufen, wir verletzbar unsere Gesellschaft(en) auch am Beginn des 21. Jahrhunderts durch Infektionskrankheiten sind. Diese Erfahrung schärft erneut den Blick darauf, wie Gesellschaften in der Vergangenheit mit dieser Bedrohung umgegangen sind. In der Geschichte der epidemischen Infektionskrankheiten und ihrer sozialen Folgen kreuzen sich vielfältige historische Perspektiven – von der Geschichte des Wissens und der Macht über diejenigen sozialer Ungleichheiten und wirtschaftlicher Umbrüche bis hin zu Migrationsbewegungen, des medizinischen Fortschritts und neuer Technologien sowie deren unintendierten Konsequenzen – und Wissenschaften.
Die Paleogenetik hat in jüngster Zeit vielfältige neue Erkenntnisse zur Evolutionsgeschichte der Krankheitskeime und ihrer historischen Frequenz geliefert. Die Konsilienz zwischen Natur- und Kulturwissenschaften, also des Verhältnisses und der Konvergenzen bzw. Divergenzen zwischen medizinisch-technischen Diagnosen und der Analyse der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Folgewirkungen steht unübersehbar auf der Tagesordnung der wissenschaftlichen Forschung über Pandemien in Vergangenheit und Gegenwart.

Die Ringvorlesung widmet sich, unter gebührender Berücksichtigung dieser neuen Erkenntnisse, dem gesellschaftlichen Umgang und den sozialen Folgen von Pandemien in der Vergangenheit. Das Spektrum der Beiträge reicht von den Pestpandemien über Syphilis und Cholera bis hin zu HIV/Aids und COVID-19. Es werden unter anderem die epidemischen Folgen des columbian exchange, die Regierung der Epidemie, die Umbrüche des medizinischen Wissens und zentrale, inzwischen wieder in Frage gestellte Paradigmen wie dasjenige eines epidemiologischen Übergangs diskutiert. Ziel der Vorlesung ist es, sowohl Grundlagenwissen über Pandemien der Vergangenheit als auch Forschungsperspektiven, die den Vortragenden wesentlich erscheinen, zu vermitteln.

Programm und weitere Informationen (Vorlesungsverzeichnis)

(21.2.2022)