Geschichte, so geht eine bekannte Denkfigur, ist das Handwerk, in dem die Fragen aus der Gegenwart stammen, während der Stoff aus der Vergangenheit kommt. Diese Denkfigur findet sich besonders in einer für Anachronismen sensibilisierten Geschichtsschreibung. Aber sie impliziert auch eine asymmetrische Beziehung von Vergangenheit und Gegenwart: Hier die, die aktiv Fragen stellen, dort ein passives Reservoir von Stoff, aus dem Antworten geholt werden. Diese Problematik wird im Vortrag anhand eines Beispiels durchgespielt. Das Beispiel ist an der Schnittstelle von Körpergeschichte und Geschichte der Frauenbewegung bzw. der feministischen Kritik angesiedelt. Der Vortrag plädiert abschliessend für eine Geschichtsschreibung, die historisch Spezifisches vergleichend aufeinander bezieht und so - im Fall des konkreten Beispiels - Beziehungen zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit emanzipatorischer Praxis stiftet.