https://univienna.zoom.us/j/63664211141
Meeting ID: 636 6421 1141
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Herrschaft war in der europäischen Vormoderne vor allem Herrschaft von Dynastien – und damit stets von Nachfolgekrisen bedroht, wenn die dynastische Kontinuität unterbrochen wurde. Daher stellte die (Er-)Zeugung legitimer Nachkommen einen ebenso konstitutiven wie stabilisierenden Faktor politischer Herrschaft in der frühneuzeitlichen Adelsgesellschaft dar. Die Bedeutsamkeit dieses Faktors zeigt sich etwa daran, dass zeitgenössisch schon die Behauptung einer Schwangerschaft – und damit die Aussicht auf Nachkommenschaft – in politisch-dynastischen Konflikten als Mittel diente. Im besonderen Maße kann dies anhand kürzlich verwitweter und mutmaßlich schwangerer Fürstinnen gezeigt werden. Für das konfessionell gespaltene Haus Nassau-Siegen werden am Beispiel von Sophie Polyxena Concordia (1709–1781), Witwe des letzten regierenden Fürsten der reformierten Teillinie, und Ernestine Leopoldine (1703–1776), Witwe des letzten regierenden Fürsten der katholischen Teillinie, die Politisierung weiblicher Körper sowie die strategischen Handlungsoptionen, die von beteiligten AkteurInnen im angenommenen Zustand der Schwangerschaft genutzt wurden, analysiert. Der Vortrag stellt an exemplarischen Aspekten das als Doppelfallstudie angelegte Dissertationsprojekt „Schwangerschaft als Strategie. Eine Doppelfallstudie zur Politisierung der Körper fürstlicher Witwen in Nassau-Siegen im 18. Jahrhundert“ vor. Im Rahmen des Projekts werden Ansätze der Geschlechter-, Körper- und Politikgeschichte zusammengeführt, um neue Erkenntnisse über den Umgang mit adeligen Schwangerschaften im 18. Jahrhundert und die Lebenswirklichkeiten fürstlicher Witwen zu gewinnen.
Christina Schröder, M.A., ist seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin und seit 2018 Doktorandin an der Professur für Geschichte der Frühen Neuzeit und Geschlechtergeschichte an der Ruhr-Universität Bochum.