WISO Abendkolloquium: Joachim Eibach (Bern): „Fragile Familien: Ehe und häusliche Lebenswelt in der bürgerlichen Moderne“

24.10.2022

Moderation: Margareth Lanzinger

Zeit: Dienstag, 25. Oktober 2022, 18.00–19.30 Uhr

Ort: hybrid – Seminarraum Geschichte 1, Hauptgebäude Universität Wien (Universitätsring 1), 1. Stock, Stiege 10 und via Zoom: univienna.zoom.us/j/68503202024

Ausgehend vom Forschungsstand wird es im ersten Teil des Vortrags um die Frage gehen, wieso eine neue Familiengeschichte im ‚langen 19. Jahrhundert‘ überhaupt notwendig ist. Im zweiten Teil soll das unter dem oben genannten Titel erschienene Buch kurz allgemein vorgestellt werden: Warum sind Familien fragil und was meint hier bürgerlich? Wieso sind Selbstzeugnisse eine interessante Quelle und welche Probleme ergeben sich in puncto Korpusbildung? In konzeptioneller Perspektive sollen dann zwei Aspekte in den Vordergrund gestellt werden: erstens, die Erweiterung der Familie um die Aspekte Haus und Häuslichkeit; zweitens, die Einbeziehung von Familiengeschichten aus unterbürgerlichen Schichten.

Exemplarisch werden dann auf der Basis von Tagebüchern die Lebenswelten zweier AkteurInnen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgestellt: der aus dem Erzgebirge stammende Druckerlehrling und Geselle Friedrich Anton Püschmann, der auf Arbeitssuche quer durch Deutschland, die Schweiz und Österreich wanderte (Tagebuch 1848-56), sowie die Kremser Kutschertochter Barbara ‚Wetti‘ Teuschl, die mit ihrem ersten Ehemann im Wien der ‚Gründerkrach‘-Jahre lebte und um ihre Existenz kämpfte (Tagebuch 1870-85).

Das abschließende Resümee wird folgende Aspekte diskutieren: Partnerwahl zwischen Liebesheirat und Konvenienzehe, Diskrepanzen zwischen dem Kult der Privatfamilie und der realen Praxis offener Häuslichkeit, Beziehungsmuster und Geschlecht im häuslichen Alltag, Haus und Habitat als Akteur.



Joachim Eibach ist Professor am Historischen Institut der Universität Bern. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Geschichte von Haus und Familie, Alexander von Humboldt, Stadtgeschichte und Interpersonelle Gewalt und Geschlecht. Seit 2021 leitet er das SNF-Projekt „Kriminalität und Ungleichheit in der Stadt: Die Berner Justizpraxis im 17. Jahrhundert“.
https://www.hist.unibe.ch/ueber_uns/personen/eibach_joachim/index_ger.html