Für Bürger-Konsumenten ist das Wählen und Auswählen eine ganz alltägliche Sache. Und doch erscheint vielen Kommentatoren das Wählen als eine Praxis im Aussterben: Kontinuierlich geht die Wahlbeteiligung in allen westlichen Ländern zurück, und immer mehr Verbraucher überlassen das Wählen den Such-Algorithmen von Google, Amazon & Co. In dem Vortrag soll diskutiert werden, welche intellektuellen Operationen nötig waren, um das (Aus)Wählen als alltägliche Praxis überhaupt erst kenntlich zu machen. Dabei zeigt sich, dass das Wählen zunächst ein theologischer Begriff war, welcher aus höchst politischen Gründen schrittweise säkularisiert wurde. Als Überrest einer politischen Theologie erlaubt der Begriff des Wählens eine kontinuierliche spirituelle Reformation von öffentlichem und privatem Leben.