Die Entstehung der Textsammlung

Schreibaufruf zum Thema

korrespondiert zeitlich mit der Herausbildung neuer Perspektiven und Forschungsschwerpunkte in der Geschichtswissenschaft, wie der historischen Familienforschung, der Alltags-, Mentalitäts- oder Frauengeschichte. Persönliche Aufzeichnungen und Selbstzeugnisse aller Art erwiesen sich im Hinblick auf qualitative und subjektorientierte Forschungsansätze als besonders aussagekräftiger Quellentypus und fanden seither in vielen Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften verstärktes Interesse.

Die Tätigkeit der "Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen" war zudem auch immer eng verbunden mit lebensgeschichtlich orientierter Bildungsarbeit. Eine der ersten Initiativen war ein Oral-History-Seminar an einer Wiener Volkshochschule, das als Gesprächskreis zwischen Studierenden und alten Menschen konzipiert war.

Die kontinuierliche Erweiterung der Textsammlung stützte sich auf Schreib- und Sammelaufrufe im Rahmen von

  • Projektdarstellungen in Zeitungen und Zeitschriften;
  • alltagsgeschichtlichen Sendereihen in Bildungsprogrammen des Hörfunks;
  • fortgesetzten Aktivitäten im Bereich der Altenarbeit und Erwachsenenbildung;
  • regelmäßigen Rundbriefen an alle Mitglieder des stetig wachsenden Kreises schreibfreudiger älterer Menschen;
  • Publikationen ausgewählter lebensgeschichtlicher Manuskripte, v. a. in der Buchreihe "Damit es nicht verlorengeht ..." im Böhlau Verlag.

Parallel zur Sammlung autobiographischer Manuskripte werden auch alltagsgeschichtlich bedeutsame Fotos aufbewahrt bzw. gespeichert, die zumeist in Zusammenhang mit dokumentierten schriftlichen Lebensgeschichten stehen. Diese Fotosammlung umfasst derzeit rund 5.000 überwiegend in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandene Aufnahmen.

Ab 1990 wurde nach dem Vorbild der Wiener "Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen" mit der "Databáze dějin všedního dne (DDVD)" in Prag eine vergleichbare Textsammlung aufgebaut, die Texte von rund 500 Autorinnen und Autoren umfasst. Der Manuskriptbestand ist an der Historischen Fakultät der Karls-Universität untergebracht, kann derzeit aber mangels Ressourcen nicht kontinuierlich betreut bzw. erweitert werden.