Lese- und Diskussionsgruppe "Abgaben aller Art": FWF-Projekt "Die Brennerroute betreiben"

10.06.2025

Zeit: Mittwoch, 18. Juni 2025, 10.15–11.00 Uhr

Ort: Kommunikationsraum (Kora) des Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (1. Stock Zwischengeschoß)

Für das Programm verantwortlich: Christof Jeggle, Margareth Lanzinger, Lienhard Thaler und Kirsten Wandschneider

Die „Abgabengruppe“, eine Untergruppe der Forscher*innengruppe „Figurationen der Ungleichheit“, hat sich vor einigen Monaten am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte konstituiert und trifft sich während des Semesters ca. ein Mal im Monat, um neue Zugänge und Forschungsergebnisse zur Geschichte von Steuern, Zöllen und Mauten sowie anderer Abgaben vom Mittelalter zur Gegenwart zu präsentieren und zu diskutieren. Beim Termin am 18. Juni wird das neue FWF-Projekt "Running the Brenner Road: Custom Duties & Tolls (18th C.) / Die Brennerroute betreiben: Zoll & Weggeld im 18. Jh." vorgestellt.

Informationen über Steuern und andere Abgaben (etwa Grundzinse, Zölle oder Mauten) zählen zu den historisch am umfangreichsten erhaltenen Wirtschaftsdaten. Da die Höhe von Steuern und grundherrlichen Abgaben häufig an Grundbesitz, Vermögen oder Einkommen gekoppelt war, lassen sich aus den überlieferten Beträgen auch Rückschlüsse auf den sozialen Status der besteuerten Personen und Haushalte ziehen, zu denen andere Quellen fehlen. Zudem lässt sich über Abgaben Ungleichheit messen: Den Berechnungen des GINI-Koeffizienten, der die Verteilung von Vermögen ausweist, liegen für vorindustrielle und vorstatistische Zeiten in der Regel Steuerregister zugrunde. Steuer- und Abgabenverzeichnisse sind außerdem wichtige Quellen für die Historische Demographie und für die Geschichte von Besitzstrukturen; Zollregister geben Aufschluss über Transport, Verkehr und Handelstätigkeit. Protokollierte Steuerverhandlungen – etwa zwischen Fürsten und Landständen – zeugen von Möglichkeiten und Grenzen politischer Partizipation, Traktate zur Steuergerechtigkeit von zeitgenössischen Vorstellungen des Verhältnisses zwischen Individuum und (staatlicher) Gemeinschaft. Und Widerstand – bewaffneter oder in Form von Steuervermeidung oder Steuerhinterziehung – verweist nicht nur auf Gerechtigkeitsvorstellungen der Steuerpflichtigen, sondern auch auf deren Möglichkeiten zur Organisation und Durchsetzung ihrer Interessen gegen den Willen Herrschender.