WISO Morgenkolloquium: Corinna Peres (Wien): "Arbeitsvereinbarungen als Theaterstücke? Eine historisch-semantische Lesart der spätmittelalterlichen Briefe aus dem Datini-Archiv"

11.01.2022

Zeit: Mittwoch, 19. Jänner 2022, 9–10 Uhr

Ort: online via Zoom, univienna.zoom.us/j/99803827382

Moderation: Therese Garstenauer

Kommentar: Margareth Lanzinger

Die 1390er-Jahre waren eine Herausforderung für das Kaufmannsehepaar Francesco di Marco (1335–1410) und Margherita (1360–1423) Datini. Die Ausweitung von Geschäftsaktivitäten im westlichen Mittelmeerraum, Bauprojekte in Prato und Steuerprobleme in Florenz gehörten zu den täglichen Sorgen des Ehepaars. Vor allem in den Jahren 1394 bis 1398, als Francesco und Margherita Datini gelegentlich für längere Zeit getrennt lebten, tauschten sie etwa 300 Briefe aus, um dringende Alltagsangelegenheiten zu besprechen und zu regeln. Dazu gehörte auch der Bedarf an und die Suche nach weiblichen Arbeitskräften für den Haushalt, wie Ammen, Dienerinnen und Sklavinnen. Eine komparative und historisch-semantische Lesart der Eintritte dieser Gruppe von Frauen in ein Arbeitsverhältnis mit den Datinis befördert Rollenverteilungen und den Grad der (Nicht-)Kontrolle von Handlungen an die Briefoberfläche. Als potentielle Arbeiterinnen zu verhandeln oder verhandelt zu werden, das ist hier die Frage.

Der Vortrag widmet sich einer Fallstudie aus dem Dissertationsprojekt „Versklavte für Haus und Hof. Drei Milieustudien zum mittel- und oberitalienischen Raum (1350–1550)“. Das Projekt verbindet Ansätze aus der historischen Sklavereiforschung mit jenen aus der Geschichte der Arbeit, um den Platz und die Funktion von versklavten Menschen in italienischen Haushalten des Spätmittelalters zu ermitteln.