Link für die Zoom-Teilnahme: https://univienna.zoom.us/j/63676317003?pwd=ejA1UkdscUtuc1R1d3dkZkwzTDBMQT09
Das Verkaufen sexueller Dienstleistungen war nach dem Ende des Nationalsozialismus geduldet, aber anhand mehrerer Strafgesetze, die sich mehrheitlich an Frauen wandten, reglementiert. Während die Rechtslage von Mitte 1945 bis 1973/75 unverändert blieb, wurden die Handlungsanweisungen an sich prostituierende Frauen bzw. die Polizei, der die Überwachung der reglementierten Prostitution und die Bekämpfung der „Geheimprostitution“ oblag, laufend angepasst. Frauen, die sexuelle Dienstleistungen verkauften, verfügten über keine rechtlichen Möglichkeiten, um die Entlohnung ihrer Arbeit abzusichern. Ausgehend von einem Sample von Gerichtsakten analysiere ich, wie sich das wirtschaftliche Handeln von Frauen vor dem Hintergrund dieser rechtlich und meist auch ökonomisch prekären Rahmenbedingungen gestaltete. Welche (Ver-)Handlungsstrategien und Verkaufspraktiken wandten Frauen an, die sich in diesem rechtlich nicht stabilisierten Markt bewegten?
Im Vortrag widme ich mich – mit der Frage nach den Perspektiven, Erfahrungen und der Handlungsmacht von Frauen, die sexuelle Dienstleistungen verkauften – einem Teilaspekt meines Dissertationsprojektes „Kommerzielle Sexualität und sexueller Tauschhandel im Wien der Nachkriegszeit (1945–1974)“. Darin verwende ich kommerzielle Sexualität und sexuellen Tauschhandel als Linse, um gesellschaftliche Normierungsprozesse zu beleuchten, die sich in den ersten vier Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg vollzogen.
Infos zu Nora Lehner
Die nächsten Termine des Morgenkolloquiums sind am 4. Mai 2022 (Kirsten Wandschneider) und am 1. Juni (Matthias Donabaum).