Vererben und Erben hat in Zusammenhang mit den Debatten über soziale Ungleichheit als Thema neue Aktualität erlangt. Liegenschaften verschiedenster Art – Häuser und Höfe, Äcker, Wiesen und Weingärten –, Geldsummen, aber auch Wert- und Gebrauchsgegenstände, Kleidung, Werkzeug oder Erinnerungsstücke usw. waren durch die Geschichte der Neuzeit hindurch Teil der Erbmasse und für die übernehmenden Männer und Frauen nicht selten von existenzieller Bedeutung. Gewohnheit und Recht, aber auch Ansprüche und Vorrechte prägten die Vermögentransfers zwischen den Generationen, die je nach Geschlecht, Geburtsrang oder sozialem Milieu variierten. Erbpraxis muss dabei mit der Ehegüterpraxis in Verbindung gesetzt werden, um sehen zu können, ob der Besitz den Nachkommen und Verwandte vorbehalten war oder aber an die Witwe übergehen konnte. Letzteres war in Niederösterreich aufgrund der vorherrschenden ehelichen Gütergemeinschaft üblicherweise der Fall und hatte eine starke rechtliche und ökonomische Position von Frauen sowie häufige Wiederverheiratungen zur Folge.
In diesem Kontext sind die Beiträge des Bandes, die auf ein Forschungsseminar zurückgehen, situiert. Sie analysieren Vererben und Erben exemplarisch und aus verschiedenen Perspektiven. Diese richten sich auf adelige Fideikommiss-Stiftungen (Florian Andretsch), auf die Hausgeschichte einer Bäckerei in Zwettl (Andreas Bunzl), auf Testamente aus dem Handwerksmilieu in Wiener Neustadt (Erik Gornik) und Scheibbs (Christine Walkner/Margareth Lanzinger) sowie auf bäuerliche Übergabeverträge der Herrschaft Aspang (Michael Otterer).
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