„Radikal sein“ war und ist Selbstdefinition und Ausdruck politischer Haltung. Gleichzeitig dient/e der Radikalitätsbegriff als Projektionsfläche für Normierungsprozesse und Ausschlussmechanismen sowie politische, soziale und religiöse Kämpfe. Der vorliegende OeZG-Band widmet sich diesen Selbst- und Fremdzuschreibungen der Radikalität in Arbeiter*innen- und Frauen*bewegungen vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Die Beiträge reflektieren Radikalitätsbegriffe aus intersektionaler Perspektive und fokussieren auf deren zeitliche, räumliche und soziale Verortung. Unter den thematisierten Akteur*innen sind argentinische Anarchist*innen in den 1890er-Jahren, Aktivist*innen der Red-Power-Bewegung der 1960er- und 1970er-Jahre oder feministische Theoretiker*innen bis in die Gegenwart zu finden. Interviews mit zwei Klima-Aktivistinnen führen den Radikalitätsdiskurs in die Erregungszustände der Gegenwart. Die Grenzen zwischen dem, was für die Akteur*innen als radikal oder konservativ, als modern oder traditionell, als progressiv oder reaktionär galt und gilt, zogen/ziehen sie – manchmal starr, manchmal beweglich – an unterschiedlichen Stellen. Die Frage „Was ist radikal?“ bleibt deshalb eine offene.
Open Access verfügbar: https://journals.univie.ac.at/index.php/oezg/issue/view/673
Diese Ausgabe ist auch als Print-Version im StudienVerlag erschienen.
146 Seiten, EUR 38,--, ISBN 978-3-7065-6367-3; ISSN 1016-765 X
OeZG 1/2024: Was ist radikal?
07.05.2024